REVOLUTION UND KRIEG

WANDMALEREI AM ILTISBUNKER KIEL IN GAARDEN
1987-1989, Shahin Charmi
WANDMALEREI AM ILTISBUNKER KIEL IN GAARDEN
1987-1989, Shahin Charmi

WANDMALEREI AM ILTISBUNKER KIEL IN GAARDEN 1987-1989, Shahin Charmi

WANDMALEREI AM ILTISBUNKER KIEL IN GAARDEN
1987-1989, Shahin Charmi



Die Wiederherstellung bzw. Restaurierung des Wandgemäldes „Revolution und Krieg“, dessen Motiv Shahin Charmi vorgeschlagen und 1987-1989 am Iltisbunker (Kiel) entworfen und realisiert hat, sollte auf Wunsch der LH Kiel und Ortsbeirat Kiel-Gaarden anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Kieler Matrosenaufstandes bis 2018 abgeschlossen werden. In dieser Angelegenheit ist Rainer Pasternak im Jahre 2012 als Vertreter der LH Kiel an Shahin Charmi, der zu damaligem Zeitpunkt im Ausland gelebt und gearbeitet hat, herangetreten. Charmis Vorhaben war, das Projekt erneut in einem kunstpädagogischen und sozialen Rahmen mit Erwerbslosen, vorzugsweise mit Geflüchteten zu realisieren. Hierbei wären diese Beteiligten auf eine intensive Weise in das historische und kulturelle Erbe Deutschlands eingeführt worden. Aus folgenden Gründen lehnte Charmi im Jahre 2015 die Wiederherstellung seines Werkes ab:

Vorweg merkt Charmi an, dass das Vorhaben seitens der Stadt Kiel, das Wandgemälde zu erhalten, damit hätte beginnen müssen, das Plakatieren, den wilden Efeuwuchs und die Montage von Kabelleitungen zu verhindern. Durch die Bemühungen des damaligen Kulturreferenten Dr. Pfeiffer Pea wurde der untere Bereich der Bunkerfassade, der damals in der Verwaltung der Städtereklame stand und für Werbezwecke genutzt wurde, freibekommen, um zu verhindern, dass Werbung unter dem Werk platziert wird. Heute ist deutlich zu beobachten, dass aufgeklebte Werbeplakate die Farbe des Gemäldes regelrecht von der Fassade abgezogen haben. Hinzu kommt, dass Betriebsfunk-Firmen auf brutale und ignorante Art ihre Kabelleitungen über die Kriegsopfer im Wandgemälde installiert haben, obwohl die Möglichkeit bestand, dies auf der linken Seitenwand des Bunkers, ohne jeglichen Mehrkostenaufwand, durchzuführen. Dies gehört zu den gröbsten Urheberrechtsverletzungen und Zerstörungen des Werkes, die durch die Stadtverwaltung zugelassen wurden. Das Ignorieren des Efeu-Wildwuchses über etliche Jahre - besonders über die Reichspogromnacht -  spricht ebenfalls Bände für sich.

In der ersten Besprechung mit Rainer Pasternak 2013 äußerte Shahin Charmi seine Grundvoraussetzungen zur Wiederherstellung des Bildes, unter anderem, die Neuverputzung des Bunkers. Aufgrund des katastrophalen Zustandes der Fassade und damit Ursache für den Zustand des Bildes stellte dies den aller wesentlichsten Aspekt dar. Das Vorhaben der Stadt Kiel war, die Kosten für das Neuverputzen der Fassade auf den Käufer des Bunkers abzuladen, was ihr letztendlich nicht gelang.
Im selbigen Gespräch terminierte Pasternak den Beginn für die Vorbereitung des Vorhabens auf Mai 2014. Als Charmi zu diesem Zeitpunkt für das Vorhaben nach Kiel gezogen ist, äußerte Pasternak, er habe seine „Hausaufgaben gemacht und alles abgegeben, wird das Projekt aber gelegentlich begleiten.“ Auf Charmis wiederholt gestellte Frage der Zuständigkeiten ist Pasternak nie eingegangen. Dennoch ist er immer wieder in der Presse und Gremien als bemühter Verantwortlicher zu diesem Vorhaben aufgetreten. Die Aussagen und Zahlen, die durch Pasternak in Zeitungsartikeln kursieren, sind alles andere als fundiert kalkuliert, geschweige denn mit Charmi abgesprochen gewesen.

Nach dem vergeblichen Versuch, die Kosten der Neuverputzung der Fassade auf den Käufer abzuwälzen, war Pasternak der Meinung, es reiche, wenn der Putz nur stellenweise geflickt würde und Bühnenbild-MalerInnen des Opernhauses Kiel das Wandgemälde innerhalb von zwei Monaten fertigstellen könnten. Pasternak ließ dies - während seiner Abwesenheit - über seinen beauftragen, pensionierten Bauingenieur Klaus Paul in der Arbeitsgruppensitzung vom 10. Juli 2014 noch Charmi mitteilen. Herr Paul war dann sogar der Meinung, dass man alles innerhalb von zwei Wochen für 5.000 € abschließen könne.
Darauf folgend gab es einige Sitzungen, über die Charmi nicht informiert wurde. Herr Pasternak - der seinem Ruf mit seinem zutage gelegten Verhalten absolut gerecht wird - verbreitete im Zuge dessen, Charmi bliebe den Sitzungen fern. Desweiteren versuchte Pasternak in verschiedenen Gremien, Charmis Urheberrechte an seinem Werk abzusprechen.
Es ist unglaublich, dass die Kulturinstitution der LH Kiel versucht, die Urheberrechte eines Künstlers auf derart kuriose Weise streitig zu machen. Mit dieser höchst unsachlichen Vorstellung und beleidigenden Vorgehensweise haben sich diese beiden Herren für Charmi als unqualifiziert erwiesen.

Charmi äußerte, dass ein Zusammenflicken des Werkes unter diesen Bedingungen eine Verschwendung öffentlicher Gelder sei, da der Zustand der Fassade eine Restaurierung des Werkes nicht erlaubt. Das stellenweise Ausbessern des Putzes in den 1980er Jahren - längst vor dem Beginn des Projektes - bröckelt seit einigen Jahren ab und ebenfalls die Unternehmung zu Beginn der 2000er Jahre, Risse in der Fassade auszubessern, zeigt mittlerweile deutliche Schäden. Zudem ist die Fassade durchlaufen von waagerechten, freiliegenden Rillen und zahlreichen Rissen im Beton. Dies führt zur Ansammlung von Regenwasser und Eis, was weiterhin zur Zerstörung der Fassade und somit auch dem Wandgemälde führte.
In den konservativen Kieler Nachrichten wurde stets - ohne die Vernachlässigungen der Stadt Kiel zu erwähnen - das unsachliche „Gutachten“ von dem Restaurator Christian Leonhardt zitiert: „Es pellt sich richtig ab“ oder „Das Hauptproblem besteht darin, dass damals wohl ohne oder mit einer falschen Grundierung gearbeitet worden ist“. Als Charmi Leonhardt diesbezüglich zur Rede gestellt hat, erklärte er, dass man ihn auf eine schnelle Meinung gedrängt habe und im Nachhinein von seiner korrigierten Einschätzung nichts wissen wollte. Die Haltung der Kieler Nachrichten zu diesem Thema und besonders zu Charmis Person ist in sämtlichen Artikeln, die im Pressespiegel dieser Seite aufgeführt sind, deutlich zu entnehmen. Es ist selbstredend, dass die Witterung - neben den Versäumnissen der Stadt Kiel - in drei Jahrzehnten Spuren hinterlassen hat.

Charmis letzter Versuch, den Stand der Dinge in der Sitzung des Ortsbeirates Gaarden am 8. Juli 2015 zu schildern, wurde - obwohl diese Angelegenheit auf der Tagesordnung stand - mit der Begründung, es gäbe nicht genügend Zeit, verhindert. Außerdem wären Pasternak und einige der involvierten Mitglieder des Ortsbeirates nicht anwesend. Die Schilderungen über den Sachstand sollten deshalb auf die nächste Sitzung vertagt werden.
Nachdem Charmi weitere Monate vergeblich auf einen Ersatztermin gewartet hatte, ist er zu dem Resultat gekommen, dass trotz diverser Äußerungen seitens der Stadt zur Wiederherstellung des Bildes kein wirkliches Interesse an der Erhaltung des Wandgemäldes vorhanden ist. Aufgrund der häufig erlebten technokratischen Vorgehensweisen der Vertreter der Stadt Kiel gegenüber Kunst- und Kulturschaffenden sah er die Voraussetzungen zur Wiederherstellung des Werkes leider nicht gegeben.

Diese Vorgänge haben Charmi zu seiner Absage veranlasst, die er dem Kulturdezernat, Kulturausschuss und Ortsbeirat Gaarden schriftlich im September 2015 mitgeteilt hat - mit dem Hinweis, dass Charmi als Urheber einer Nachbildung oder der Unternehmung einer punktuellen Restaurierung des Werkes durch Dritte widerspricht.

Für die Wiederherstellung des Wandgemäldes ist Charmi mehrere Male nach Kiel gefahren und zuletzt deswegen nach Kiel gezogen. Er hat über zwei Jahre in diesem Kulturbarbarien ausgeharrt und sich mit beleidigenden und unsachlichen Technokraten abgegeben, um dieses Werk am Leben zu erhalten. Überdies kann man sich die Zeitinvestition und den finanziellen Aufwand diesbezüglich vorstellen.
Aufgrund der urheberrechtlichen Situation ist es nach Charmis Absage angeblich zur Ausschreibung gekommen. Laut Röttgers, im Juni 2017, „soll ein gänzlich neues Bild entstehen“, das sich inhaltlich ebenfalls dem historischen Ereignis des Kieler Matrosenaufstandes widmet. Shahin Charmi ist gespannt auf die Arbeit seiner Kollegen.

Patricia Bolf-Charmi